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Pressebericht - Tag der Psychologie der BDP Landesgruppe Bayern

„Psychische Folgen von Krieg, Flucht und Vertreibung“ - Tag der Psychologie in Bayern

Beim traditionellen Tag der Psychologie begrüßte der Landesvorsitzende Winfried Pollmann am Samstag, 8. Juli 2023 die Tagungsteilnehmer*Innen und die vier Referent*Innen im Internationalen Begegnungszentrum in München. Einführend zum Thema „Psychische Folgen von Krieg, Flucht und Vertreibung“ wurde auf die psychologische Forschung der zurückliegenden fünf Jahrzehnte verwiesen, die die entsprechenden Erkenntnisse und Interventionen in der Praxis der Psychotherapie und Beratung in Deutschland seit Ende des zweiten Weltkriegs geprägt haben.
Im ersten Vortrag fokussierte Herr Prof. Dr. med. Lindner von der Universität Kassel auf die biopsychosozialen Folgen, bei den jetzt alt gewordenen „Kriegskindern“ des Zweiten Weltkriegs und auf Gegenübertragungsaspekte in der Behandlung und Beratung von Kriegsopfern und Geflüchteten in aktuellen Settings.
Auf breite Zustimmung des Publikums stieß die Forderung des Referenten, politische Folgerungen aus empirischen und klinischen Erkenntnissen zu Kriegsfolgen abzuleiten.
So müsse dem öffentlichen gesellschaftlichen Diskurs über die direkten und transgenerationalen Folgen von Krieg und Kriegsfolgen gerade auch über die Unterstützung der Ukraine und die Sanktionierung der russischen Kriegsverbrechen das Wissen über die langanhaltenden biopsychosozialen Folgen des Krieges zur Seite gestellt werden.
Daraus wiederum lasse sich für eine effektive Hilfe der Betroffenen die Notwendigkeit für eine schnellstmögliche massive finanzielle und gesellschaftliche Unterstützung von psychologischer, psychosozialer und medizinischer Behandlung Kriegstraumatisierter folgerichtig ableiten.
Anschließend stellte Frau Dr. Maggie Schauer die Kernelemente der Narrativen Expositionstherapie (NET), insbesondere in der Behandlung von Traumafolgen, vor. Die NET für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ist ein effizientes Kernelement der psychotherapeutischen Behandlung von Personen, die unter den Folgen von Mehrfach- und Komplextraumtisierungen leiden. Frau Dr. Schauer ging in ihrem Vortrag auf die theoretische Herleitung und die Beschreibung der psychotherapeutischen Intervention NET ein. Weiter erklärte sie schrittweise die praktische Durchführung anhand von Beispielen.
Nach der der Mittagspause, die bei einem reichhaltigen Lunchbuffet viele Möglichkeiten zum kollegialen Austausch bot, berichtete Frau Dr. Korinna Fritzemeyer in Ihrem Vortrag zwei Fallbeispiele aus Ihren Untersuchungen in Kurdistan-Iraq sowie bei einem Projekt für geflüchtete Familien mit Kleinkindern, wie sich Verfolgungserfahrungen und damit einhergehende Traumatisierungen auf die nächste Generation auswirken können.
Im Abschlussvortrag führte Frau Prof. Dr. Inga Schalinski von der Hochschule der Bundeswehr die theoretischen und methodischen Grundlagen für den Zusammenhang zwischen belastenden Erfahrungen und dem Krankheitsrisiko aus. Dazu stellte sie korrelative Studienergebnisse vor, insbesondere ein Dosis-abhängiges-Modell zu Traumafolgestörungen. Abschließend diskutierte Frau Prof. Dr. Schalinski die diagnostische Relevanz belastender Kindheitserfahrungen und skizzierte mögliche psychotherapeutische Ansätze, die das Krankheitsrisiko reduzieren könnten.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer führten im Anschluss an die jeweiligen Referate vielfach rege Diskussionen mit den Vortragenden. Die Pausen im einladenden Ambiente des sommerlichen Münchens wurden ebenfalls als Gelegenheiten zum kollegialen Austausch genutzt. Ausgehend von den diskutierten Themen wurde allen Teilnehmenden eine Liste mit Literaturempfehlungen angeboten, die auch für weitere Interessierte bei der Geschäftsstelle der BDP Landesgruppe Bayern per E-Mail über die Funktionsadresse geschaeftsstelle@bdp-bayern.de angefordert werden kann.

Bericht: Winfried Pollmann, Vorsitzender der BDP Landesgruppe Bayern

Tag der Psychologie

Von links nach rechts, Dr. Korinna Fritzemeyer, Prof. Dr. Inga Schalinski, Winfried Pollmann und Dr. Maggie Schauer; Bildrechte Winfried Pollmann

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